Gestern Nachmittag wurde in New York erneut eine Microsoft Education Konferenz durchgeführt, in der neue Tools und Hardware für das nächste Schuljahr angekündigt wurden. Die Konferenz wurde live übertragen und kann weiterhin über die Adresse nachgeschaut werden: http://event.microsoft.com/MayEvent?cid=precal.

Eines muss man Microsoft lassen. Sie wissen mittlerweile ebenfalls, wie man Emotionen an Veranstaltungen auslöst. So erzählte Satya Nadella die Geschichte seines Grossvaters, der den Weg für seine Familie entscheidend vorbereitet hat und es wurde mehrere Male betont, dass die Schulen für Microsoft wichtig sind. Es sind nicht mehr die üblichen Techveranstaltungen, die man von Steve Ballmer kannte. Manchmal war es dann aber doch etwas zu viel des Guten.

Die ca. 100 Minuten dauernde Konferenz beinhaltete 5 Schwerpunkte:

  • Windows 10 S
  • Microsoft Teams für Office 365 für Schulen (werden wir später in einem separaten Blog behandeln)
  • Minecraft: Education Edition
  • Mixed Reality
  • Surface Laptop

Windows 10 S

Über Windows 10 S wurde in den Foren und auf den Blogs im letzten Monat mehrmals spekuliert. Es wurde erwartet, dass Microsoft ein neues Betriebssystem Windows 10 Cloud (nun ist es S) veröffentlichen würde, das gegenüber Windows 10 deutlich abgespeckt sein sollte. Windows 10 S ist speziell für Schulen vorgesehen. Ziel war es, ein Betriebssystem zu kreieren, das auf jedem Gerät läuft, eine gute Batteriedauer und eine gleich bleibende Anmeldezeit bietet. Dass vor allem die erste Anmeldung am Gerät deutlich optimiert wurde, wurde im Vergleich mit Windows 10 Pro gezeigt. Windows 10 S war in 15 Sekunden und Windows 10 Pro in ca. 40 Sekunden bereit. Zudem sollte es möglichst schnell eingerichtet sein und eine gute Sicherheit bieten.

Alle Applikationen für Windows 10 S kommen aus dem Windows Store. Das heisst, es können keine zusätzlichen Applikationen ab einem Installationsmedium installiert oder aus dem Internet heruntergeladen werden. Microsoft garantiert dadurch eine bessere Sicherheit, gute Geschwindigkeit und die Apps aktualisieren sich automatisch. Grundsätzlich hatten wir dies bereits einmal ähnlich zu Beginn von Windows 8 mit dem System Windows RT, welches für ARM-Prozessoren entwickelt wurde. Dort wurden nur Apps aus dem Store akzeptiert. Das geringe App-Angebot für Windows brach dem System dann aber wohl das Genick. Einen zweiten Anlauf nahm Microsoft mit Windows 8.1 Bing Version, das zwar ebenfalls sehr schlank und günstig war, jedoch musste man Bing verwenden. Da scheiterte das System eher an den OEM-Hardwareherstellern, die das System mieden. Nun nimmt Microsoft also einen dritten Versuch speziell für Schulen. Der App-Katalog ist mittlerweile bedeutend grösser, jedoch fehlen doch immer noch entscheidende Programme wie z.B. Photoshop oder CAD-Programme. Zudem darf auch nicht vernachlässigt werden, dass viele Schulen in der Schweiz immer noch sehr viele Lernprogramme einsetzen, die nur auf Windows lauffähig sind. Hier stehen jedoch klar auch die Schulverlage oder Branchenverbände in der Pflicht. Microsoft arbeitet jedoch auch bereits seit einigen Monaten daran, dass normale Applikationen mit wenig Aufwand in den Store überführt werden können. Als Beispiel sollen auch demnächst Word, Excel und PowerPoint über den Store installiert werden können. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die mobilen Applikationen, die jetzt schon verfügbar sind, sondern wirklich um die normalen Programme. Man muss dort aber Abstriche bei den Plug-Ins machen. Ein genauer Zeitrahmen wurde nicht bekannt gegeben.

Microsoft bietet zudem die Möglichkeit, dass man jederzeit ein Upgrade auf Windows 10 Pro durchführen kann. Es nicht klar, ob auch ein Upgrade auf eine andere Version z.B. Windows 10 Education möglich sein wird.

Ein weiterer Grund für dieses System ist der Preis. Microsoft ermöglicht es so den Hardwareherstellern, deutlich günstigere Tablets oder Notebooks herzustellen. Die Kosten eines neuen Gerätes der Partner HP, Acer, Dell, Samsung etc. sollen bei 189$ beginnen. Diese werden wohl selber bald über neue Produkte informieren.

Microsoft positioniert sich hier klar in einem Segment, welches vor allem in den USA durch Google Chromebooks beherrscht wird. Das einfache Gerät mit nur einem Browser ist in den Schulen dort sehr verbreitet. Gründe sind der unschlagbare Preis, die Einfachheit, Sicherheit und Verwaltbarkeit.

Für die Verwaltbarkeit der Geräte wurde Intune for Education offiziell freigegeben. Wir erarbeiten dazu aktuell ebenfalls ein Konzept, da sehr viele Schule Interesse am Einsatz von mobilen Windows Geräten haben.

Minecraft: Education Edition

Minecraft für Schulen wurde bereits letzten Dezember veröffentlicht. Immer mehr Schulen setzen Minecraft im Unterricht auch für Aufgabenstellungen z.B. in der Mathematik ein. Die Möglichkeiten sind erstaunlich.

Neu dazugekommen ist der Code Builder für Minecraft. Dadurch kann in Minecraft neu auch programmiert und so gebaut werden. Auf diese Weise kann man einfach und auf spielerische Weise die Konzepte der Programmierung kennenlernen. Weitere Informationen findet man auf dem Minecraft Blog https://education.minecraft.net/code-builder-command-blocks-and-more-come-to-education-edition/.

Mixed Reality

Bereits mit dem neuen Windows 10 Creators Update, das Mitte März veröffentlicht wurde, hat Microsoft mehrere 3D Konzepte eingeführt. Dazu gehört z.B. auch Paint 3D, mit dem man einfacher Objekte in 3D kreieren kann. Mit Hololens hat Microsoft jetzt schon grossen Erfolg unter anderem in Hochschulen, damit man gemeinsam an einem Objekt arbeiten oder z.B. das Innere eines menschlichen Körpers genauer anschauen kann. Nebst Hololens arbeiten sie mit weiteren Hardwarepartnern wie Acer zusammen, um weitere Brillen für Mixed Reality zu einem günstigeren Preis auf den Markt bringen zu können.

An der Konferenz gab es gestern schon einen kleinen Einblick auf das nächste Windows 10 Update, das im Herbst 2017 folgen soll. Mit der neuen Funktion View Mixed Reality kann man 3D Inhalte in die reale Welt einfügen und dies durch die Kamera anschauen. Dazu wird keine spezielle Kamera benötigt.

Surface Laptop

Die Surface Linie bietet bereits jetzt schon grossartige Produkte, in der Software und Hardware vereint wurden. Microsoft hat bewiesen, dass man auch gut aussehende, innovative Windows Geräte herstellen kann. Dies mit Surface Pro, Surface Book und Surface Studio. In Gesprächen mit Studenten erkannte Microsoft, dass der klassische Laptop Formfaktor bisher fehlte.

Das Surface Laptop ist in der Tat ein normales Notebook. Das heisst Bildschirm und Tastatur können nicht mehr getrennt werden. Es wurde jedoch wieder viel Aufmerksamkeit in das Design und die Hardware gesteckt. Das Gerät ist ca. 1.25kg schwer und nur gerade 14.47mm an der dicksten Stelle. Der Bildschirm ist touch-fähig und der dünnste LCD touch Bildschirm, den es bisher gibt. Bei einer Grösse von 13.5 Zoll und einem Formfaktor von 3:2 bietet es 3.4M Pixel und es besteht aus Corning Gorilla Glass 3. Dank der siebten Intel Core Prozessor Generation läuft das Notebook ungefähr 14.5 Stunden. Mehr als genug für einen ganzen Schultag, so dass man unterwegs oder zu Hause sogar noch die Hausaufgaben erledigen und danach mit Netflix entspannen kann. Auf die Tastatur wurde ein spezieller Alcantara Stoff gelegt und die einzelnen Tasten und das Touchpad per Laser ausgeschnitten. Dadurch soll die Auflage sehr bequem sein und sich warm anfühlen. Erstaunlich ist, dass die Dolbi Premium Lautsprecher unter der Tastatur sind und der Ton in optimaler Qualität durch den Alcantara Stoff dringen soll.

Das Surface Laptop wird mit Windows 10 S ausgeliefert. Das Gerät ist somit speziell für Studenten gedacht. Software und Hardware sind wieder optimal aufeinander abgestimmt, deshalb auch die sehr lange Batterielaufzeit. Microsoft ermöglicht auch auf diesem Gerät das Upgrade auf Windows Pro, jedoch wurde nicht kommentiert, wie dadurch die Performance und die Laufzeit beeinflusst wird.

Für externe Geräte stehen ein USB 3.0 Anschluss, ein Mini Displayport, ein 3.5mm AV und der Surface Connect für das Netzteil und den Surface Dock zur Verfügung. Leider steigt da Microsoft nicht wie andere Hersteller auf USB C um.

Das Notebook gibt es in insgesamt vier Farben, vier verschiedenen Konfigurationen mit i5 oder i7, 4 bis 16 GB RAM und 128 bis 512 GB Speicher. Das Notebook kann bereits schon vorbestellt werden, wird jedoch erst ab Mitte Juni bzw. Mitte August geliefert.

  • Intel Core i5 / 4 GB RAM / 128 GB SSD zu 1190 CHF ab 15.06.2017
  • Intel Core i5 / 8 GB RAM / 256 GB SSD zu 1449 CHF ab 15.06.2017
  • Intel Core i7 / 8 GB RAM / 256 GB SSD zu 1749 CHF ab 15.08.2017
  • Intel Core i7 / 16 GB RAM / 512 GB SSD zu 2559 CHF ab 15.08.2017

Das Surface Laptop wird ohne Surface Pen und ohne Surface Dial geliefert. Beide Zubehörteile können jedoch optional dazugekauft werden.

Es ist wiederum ein sehr schönes Gerät, das bis auf das kleinste Detail ausgearbeitet wurde. Weshalb nun der Titel «Microsoft begeistert mit Surface Laptop für Schüler und enttäuscht gleichzeitig»? Die Antwort kurz und bündig: Der Preis!

Microsoft positioniert sich wiederum vollständig im Premium Segment. Das Gerät wird als ideal für Studenten und Schüler positioniert. Für Studenten mag es das sein, für Schüler ganz klar nicht. In vielen Schulen stehen Tabletprojekte an. Darunter sind viele Schulen, die nicht auf BYOD setzen, sondern selber die Geräte einkaufen, die dann gemeinsam genutzt werden oder es gibt natürlich auch 1-to-1-Konzepte. Meistens wird mit max. 500 CHF pro Gerät budgetiert. Es ist klar, dass dies ein sehr geringer Preis ist, die Konkurrenz von anderen Herstellern ist jedoch gross, vor allem bei Android Devices oder eben auch Chromebooks. Ein weiterer Punkt ist der Stift, der extra gekauft werden muss. Es zeigt sich, dass gerade die Arbeit mit dem Stift z.B. in OneNote sehr wichtig ist und viele Möglichkeiten bietet. Auf einem Notebook kann man wohl nur sehr schlecht mit einem Stift arbeiten. Das Laptop wird mit Windows 10 S ausgeliefert. Solange wir in den Schulen immer noch zu viele Lernprogramme haben, welche Windows voraussetzen, ist dieses System leider keine Option. Wir hoffen sehr, dass da in nächster Zeit endlich Bewegung aufkommt.

Microsoft hatte bis vor einem Jahr ein ideales Gerät mit dem Surface 3. Es war mit Windows 10 Pro installiert, man konnte also auch normale Applikationen installieren. Es hatte eine angenehme Grösse, wurde mit dem Surface Pen ausgeliefert und hatte knapp einen Preis über 500 CHF. Leider wurde dieses Gerät ausverkauft und es scheint kein Nachfolger in Sicht. Die Antwort Microsofts ist meistens, dass sie sich halt im Premium-Segment bewegen. Nur die Schulen interessiert das verständlicherweise nicht.

Warten wir ab, welche Geräte von anderen Partnern folgend werden.

Quellen:

  • https://blogs.windows.com/devices/2017/05/02/introducing-surface-laptop-powered-by-windows-10-s/#qDTpLl4wAEhfiJjA.97
  • https://blogs.windows.com/windowsexperience/2017/05/02/microsoft-education-empowering-students-teachers-today-create-world-tomorrow/#lMxUe5o5k0Lg8Xe2.97
  • https://blogs.office.com/2017/05/02/modern-classroom-collaboration-with-office-365-for-education/